Die Forschungszulage ist eine wertvolle Unterstützung für Unternehmen, die in Forschung und Entwicklung (FuE) investieren. Um jedoch die Forschungszulage erfolgreich zu beantragen, müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre Projekte die förderfähigen Kriterien erfüllen.
Allerdings herrscht bei vielen Unternehmen Unsicherheit zu diesem Thema. Aus diesem Grund zeigen wir in diesem Beitrag einige Beispiele auf, um dir einen Überblick darüber zu verschaffen, welche Arten von Projekten die Forschungszulage erhalten können und welche Anforderungen dafür erfüllt sein müssen.
Woher stammen die Beispiele? Die Praxisbeispiele stammen von der Bescheinigungsstelle Forschungszulage. Diese hat auf ihrer Webseite mehrere Interviews veröffentlicht. Darin kommen die Unternehmerinnen und Unternehmer selbst zu Wort und berichten von ihren Erfahrungen mit der Forschungszulage.
Darüber hinaus führen wir am Ende des Beitrags einige fiktive Beispiele auf, um dir noch mehr Möglichkeiten zu nennen.
Hinweis: Es gelten diverse Voraussetzungen für die Forschungszulage. Mehr zu den Kriterien erfährst du im verlinkten Artikel.
9 Forschungszulage-Beispiele aus der Praxis
Praxisbeispiel 1: Entwicklung eines E-Tretboots
Das Unternehmen BES(T) Personal & Dienstleistung GmbH hat mit dem „Seacycler“ ein neuartiges Verkehrsmittel für Wasserwege entwickelt. Es handelt sich um ein batterieunterstütztes Tretboot. Ziel war es, ein schnelles, spaßiges und innovatives Fortbewegungsmittel zu schaffen, das zugleich neue technische Herausforderungen bewältigt, zum Beispiel den speziellen Trittwiderstand im Wasser.
Die Forschungszulage war ein entscheidender Anreiz, diese innovative Entwicklung finanziell zu stemmen, besonders in Kooperation mit der RWTH Aachen, erklärte der Geschäftsführer Steffen Ehlert im Interview.
Praxisbeispiel 2: Unternehmen in der Baustofftechnik
Die Remmers Gruppe AG, ein innovatives Familienunternehmen in der Baustofftechnik, nutzt die Forschungszulage, um nachhaltige und zukunftsorientierte Innovationen voranzutreiben. Durch die Förderung konnte das Unternehmen zahlreiche Projekte aus den Bereichen Bauzuliefer-, Holzfarben- und Lackindustrie umsetzen und sich noch breiter aufstellen. Dabei ist die Forschungszulage nicht nur finanziell hilfreich, sondern hat auch strategische Impulse für das Innovationsmanagement gegeben.
Praxisbeispiel 3: Forschungszulage für Chemieunternehmen
Das Chemieunternehmen Röhm, ein führender Anbieter in der Methacrylat-Chemie, nutzt die Forschungszulage gezielt, um seine ambitionierten Klimaziele, wie die Dekarbonisierung und die Einführung nachhaltiger Technologien, schneller und effizienter zu erreichen. Neben der Forschungszulage setzt das Unternehmen auch auf themenspezifische Förderprogramme, um eine umfassende Unterstützung für Forschung und Entwicklung zu sichern.
Praxisbeispiel 4: Forschung und Entwicklung für elektronische Printerzeugnisse
Die Prismade Labs GmbH, ein Pionier in der Entwicklung gedruckter elektronischer Lösungen für Hochsicherheitsanwendungen, nutzt die Forschungszulage gezielt, um ihre Innovationen im Bereich leitfähiger Farbe und digitaler Markierungstechnologien voranzutreiben. Die steuerliche Förderung ermöglicht dem jungen Unternehmen, flexibel auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren und finanzielle Unterstützung zu erhalten, auch ohne Gewinne zu erzielen.
Praxisbeispiel 5: Entwicklung eines Flugtaxis
Die Volocopter GmbH, tätig im Bereich elektrischer Flugtaxis für den innerstädtischen Verkehr, nutzt die steuerliche Forschungszulage, um die Entwicklung ihrer innovativen Produkte wie VoloCity und VoloDrone zu beschleunigen. Mit über 500 Mitarbeitern weltweit und ambitionierten Zielen – wie der Einführung des Flugbetriebs in Paris zu den Olympischen Spielen 2024 – profitiert das Unternehmen von der finanziellen Entlastung und Flexibilität, die die Forschungszulage bietet, wie CCO Christian Bauer verrät.
Praxisbeispiel 6: Wind- und Solarstromprognosen
Die EuroWind GmbH, spezialisiert auf Wind- und Solarstromprognosen, hat die Forschungszulage erstmals genutzt und damit wertvolle Erfahrungen gesammelt. Das Programm bietet für das Kölner Unternehmen eine unbürokratische Möglichkeit, Forschungs- und Entwicklungsprojekte finanziell abzusichern. Geschäftsführer Rupert Hänsch sieht darin eine wichtige Unterstützung, um innovative Ideen weiterzuverfolgen und Risiken besser zu managen.
Praxisbeispiel 7: Förderung eines Biotech-Unternehmens
Das Biotech-Unternehmen XL-protein nutzt die steuerliche Forschungszulage, um kurzfristige Projekte flexibel umzusetzen und spontane Ideen frühzeitig zu fördern. Die PASylation®-Technologie des Unternehmens profitiert durch die zusätzliche finanzielle Unterstützung, die langfristig den Innovationsprozess und den Unternehmenserfolg stärken soll.
Praxisbeispiel 8: Produktion von Feinstdraht
Die ELSCHUKOM GmbH stellt Drahtprodukte her. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, Drahtprodukte immer weiter zu verbessern – bis hin zu extrem dünnem Draht.
Die Forschungszulage ermögliche es, schneller neue Technologien auszuprobieren, da das Unternehmen weiß, dass es Unterstützung erhält. Sie wirk als Anschubfinanzierung, die die Entwicklung weiterer Projekte vorantreibt.
Praxisbeispiel 9: Forschungszulage für die Entwicklung von Rohstoffen
Die Emsland-Stärke GmbH ist führend in der Entwicklung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen, die in der Nahrungsmittelindustrie sowie in der technischen Anwendung eingesetzt werden. Zu den eigenen Kunden zählen neben der weiterverarbeitenden Nahrungsmittelindustrie auch technische Anwender.
Fiktive Beispiele mit Beispielrechnung der Förderung
Hier nun einige Beispiele inklusive Rechnungen, um die Förderhohe zu veranschaulichen.
Beispiel 1: Eine GmbH führt eigene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (FuE) durch. Im Rahmen des FuE-Projekts entstehen Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sowie Ausgaben für deren Zukunftssicherung, die dem Lohnsteuerabzug unterliegen, in Höhe von 1,5 Millionen Euro jährlich. Diese Summe bildet die Bemessungsgrundlage für die 25%ige Forschungszulage, wobei der Höchstbetrag von 10 Millionen Euro pro Wirtschaftsjahr und Unternehmen berücksichtigt wird. Daraus ergibt sich eine potenzielle Forschungszulage von 375.000 Euro pro Jahr.
Beispiel 2: Ein Einzelunternehmer führt FuE im eigenen Betrieb durch und beschäftigt einen Mitarbeiter, der für das FuE-Vorhaben verantwortlich ist. Die jährlichen Löhne und Gehälter dieses Mitarbeiters sowie Ausgaben für dessen Zukunftssicherung betragen 50.000 Euro und unterliegen dem Lohnsteuerabzug.
Zusätzlich erbringt der Einzelunternehmer eigene Arbeitsleistungen im FuE-Vorhaben. Für jede nachgewiesene Stunde, die der Einzelunternehmer für das Projekt aufwendet, wird ein Stundensatz von 70 Euro angesetzt, mit einer maximalen Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche. Im betrachteten Jahr kann der Einzelunternehmer 250 Stunden nachweisen.
Die Bemessungsgrundlage für die 25%ige Forschungszulage setzt sich daher zusammen aus:
- Personalkosten des Mitarbeiters: 50.000 Euro
- Eigenleistungen des Einzelunternehmers: 250 Stunden x 70 Euro/Stunde = 17.500 Euro
- Gesamte Bemessungsgrundlage: 67.500 Euro
Die mögliche Forschungszulage beträgt somit 16.875 Euro (25% von 67.500 Euro) im betrachteten Jahr. Bei Nachweis als KMU erhöht sich die Zulage auf 35%.
Weiterlesen: Wichtige Hinweise zur Dokumentation der Forschungszulage
Immer noch unsicher? Termin vereinbaren!
Solltest du dich immer noch fragen, ob dein Unternehmen von der Forschungszulage profitieren kann, vereinbare noch heute einen Beratungstermin. So hast du Gewissheit – und die Chance auf eine Förderung ist oftmals gegeben. Unsere Experten wissen, worauf es ankommt und welche Punkte im Antrag besonders wichtig sind.